Hey Du! Schon mal von EMDR gehört? Klingt vielleicht erstmal kompliziert, ist aber eine echt spannende Therapiemethode, die Dir helfen kann, belastende Erinnerungen, Ängste oder die Folgen schlimmer Erlebnisse besser zu verarbeiten. Stell Dir vor, Dein Gehirn bekommt einen kleinen „Neustart“ für festsitzende Sorgen. In diesem Artikel erkläre ich Dir ganz locker, was hinter EMDR steckt, wie es funktioniert und wem es helfen kann – auch wenn Du vielleicht mit Suchtthemen zu kämpfen hast.

Was genau ist EMDR eigentlich?
EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“. Puh, langer Name! Auf Deutsch heißt das so viel wie „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung“. Im Grunde ist es eine psychotherapeutische Methode, die Ende der 80er Jahre von Dr. Francine Shapiro (USA) entwickelt wurde. Sie hat gemerkt, dass bestimmte Augenbewegungen dabei helfen können, emotionale Belastungen, die mit traumatischen Erinnerungen zusammenhängen, zu reduzieren.
Stell Dir vor, Dein Gehirn hat nach einem krassen Erlebnis oder bei starker Angst manchmal Schwierigkeiten, die Erinnerung daran richtig abzulegen – sie bleibt quasi „stecken“ und kann immer wieder Stress auslösen. EMDR hilft Deinem Gehirn dabei, diese Erinnerungen neu zu sortieren und die damit verbundenen negativen Gefühle zu entschärfen.
Wie funktioniert EMDR? Der Turbo fürs Gehirn?
Das Herzstück von EMDR ist die sogenannte bilaterale Stimulation. Klingt wieder kompliziert, ist aber einfach die abwechselnde Aktivierung Deiner beiden Gehirnhälften. Während Du Dich unter Anleitung Deines Therapeuten oder Deiner Therapeutin kurz auf die belastende Erinnerung oder das Gefühl konzentrierst, lenkt er oder sie Dich gleichzeitig ab. Das passiert meistens durch:
- Geführte Augenbewegungen: Du folgst mit den Augen den Fingern des Therapeuten/der Therapeutin, die sich hin und her bewegen.
- Taktile Reize: Leichtes, abwechselndes Tippen auf Deine Hände oder Knie.
- Auditive Reize: Töne, die abwechselnd über Kopfhörer rechts und links eingespielt werden.
Diese Stimulation hilft Deinem Gehirn, die festgefahrene Erinnerung zu lockern und die Informationen neu zu verarbeiten – ähnlich wie im REM-Schlaf (Traumschlaf), wo wir ja auch Erlebnisse verarbeiten. Die Erinnerung verschwindet nicht, aber sie verliert ihre emotionale Wucht. Du kannst Dich daran erinnern, ohne von den Gefühlen überrollt zu werden.
Wem kann EMDR helfen? Von Trauma bis Sucht
EMDR wurde ursprünglich für die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) entwickelt. Das ist eine Reaktion auf extrem belastende Ereignisse wie Unfälle, Gewalt oder andere traumatische Erlebnisse. Aber die Methode hat sich auch bei vielen anderen Problemen als hilfreich erwiesen:
- Angststörungen und Panikattacken: Wenn Ängste Dein Leben bestimmen.
- Phobien: Bei starker Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen (z.B. Spinnen, enge Räume).
- Bewältigung von Trauer: Nach dem Verlust eines geliebten Menschen.
- Chronische Schmerzen: Manchmal hängen Schmerzen auch mit seelischen Belastungen zusammen.
- Selbstwertprobleme: Wenn negative Erfahrungen Dein Selbstbild beeinflussen.
- Bewältigung von Suchtfolgen oder Begleiterscheinungen: Hierzu gleich mehr!

Wie läuft eine EMDR-Sitzung ab? Ein fiktives Beispiel
Stell Dir Finn vor. Finn hatte vor einiger Zeit einen Fahrradunfall und traut sich seitdem kaum noch aufs Rad, weil er ständig Angst hat, dass wieder etwas passiert. In der EMDR-Sitzung spricht er mit seiner Therapeutin über den Unfall und die Gefühle, die hochkommen.
Dann beginnt die bilaterale Stimulation: Finn konzentriert sich kurz auf die schlimmste Erinnerung an den Unfall, während er den Fingern der Therapeutin folgt, die sich vor seinen Augen hin und her bewegen. Nach einer kurzen Weile fragt die Therapeutin, was ihm jetzt durch den Kopf geht. Vielleicht merkt Finn, dass die Angst etwas nachlässt, oder es taucht ein anderer Gedanke auf. Das wird dann wieder kurz fokussiert und mit Augenbewegungen begleitet.
So geht es Schritt für Schritt weiter. Die Therapeutin passt gut auf Finn auf und sorgt dafür, dass er sich sicher fühlt. Ziel ist es, dass Finn am Ende an den Unfall denken kann, ohne von Panik überflutet zu werden. Die Erinnerung ist noch da, aber sie tut nicht mehr so weh.
Wichtig: Das ist nur ein Beispiel! Jede EMDR-Sitzung ist individuell und wird auf Deine Bedürfnisse abgestimmt. Es braucht immer einen ausgebildeten Therapeuten!
EMDR und Sucht: Eine mögliche Unterstützung
Okay, lass uns über Sucht sprechen. Das ist ein komplexes Thema, und EMDR ist kein Wundermittel dagegen. Aber: Oft stecken hinter einer Sucht (egal ob Drogen, Alkohol, Gaming, Essen…) unverarbeitete Erlebnisse, Traumata oder starke emotionale Belastungen. Man versucht vielleicht, mit dem Suchtmittel diese schlechten Gefühle zu betäuben.
Hier kann EMDR ansetzen:
- Bearbeitung von Ursachen: Wenn ein Trauma oder belastende Erfahrungen zur Sucht beigetragen haben, kann EMDR helfen, diese Ursachen zu bearbeiten. Wenn der Schmerz nachlässt, sinkt vielleicht auch das Bedürfnis nach Betäubung.
- Umgang mit Suchtdruck (Craving): Manchmal kann EMDR auch genutzt werden, um den starken Drang nach dem Suchtmittel (Craving) zu bearbeiten und abzuschwächen.
- Stärkung des Selbstwerts: EMDR kann helfen, negative Selbstbilder, die oft mit Sucht einhergehen, zu verändern.
Ganz wichtig: EMDR bei Sucht ist meistens ein Teil einer umfassenden Suchttherapie. Es ersetzt keine Entgiftung, keine Suchtberatung und keine spezielle Suchttherapie!
Hilfe bei Sucht finden – Du bist nicht allein!
Wenn Du oder jemand, den Du kennst, mit Sucht oder Abhängigkeit kämpft, ist es super wichtig, sich Hilfe zu holen. Hier sind ein paar Anlaufstellen:
- Suchtberatungsstellen: Gibt es in fast jeder Stadt. Sie beraten anonym und kostenlos. Einfach mal „Suchtberatung [Deine Stadt]“ googeln.
- Online-Beratung: Z.B. von der Caritas (https://www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/suchtberatung) oder der Diakonie.
- Telefonseelsorge: Rund um die Uhr erreichbar unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222.
- Arzt oder Ärztin: Dein Hausarzt kann eine erste Anlaufstelle sein und Dich weiterverweisen.
- Nummer gegen Kummer: Speziell für Kinder und Jugendliche: 116 111 (Mo-Sa 14-20 Uhr).
Trau Dich, Unterstützung zu suchen! Es ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche.

Den richtigen Therapeuten finden
Wenn Du denkst, EMDR könnte etwas für Dich sein, sprich am besten mit einem Arzt, Psychotherapeuten oder einer Beratungsstelle. Es ist wichtig, dass Du zu jemandem gehst, der eine anerkannte Ausbildung in EMDR hat. Therapeuten findest Du z.B. über die Therapeutensuche der kassenärztlichen Vereinigungen oder auf der Website des Fachverbands EMDRIA Deutschland.
Was denkst Du? Teile Deine Gedanken!
Das war jetzt eine ganze Menge Input zu EMDR. Hat Dir der Artikel geholfen, die Methode besser zu verstehen? Hast Du vielleicht Fragen dazu oder sogar eigene (anonyme) Erfahrungen, die Du teilen möchtest? Schreib es gerne in die Kommentare!
Wenn Du denkst, dieser Artikel könnte auch für andere interessant sein, teile ihn gerne. Und denk dran: Wenn Du das Gefühl hast, Du brauchst Unterstützung – egal ob wegen Trauma, Angst oder Sucht – hol Dir Hilfe! Es gibt Menschen, die für Dich da sind.
Quellen & Weitere Infos:
- EMDRIA Deutschland e.V. (Fachverband): https://www.emdria.de
- Shapiro, F. (2018). EMDR – Grundlagen und Praxis. Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen. Junfermann Verlag. (Dies ist ein Fachbuch, aber zeigt die wissenschaftliche Basis)
- Informationen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS): https://www.dhs.de
- Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu Suchtprävention: https://www.bzga.de
(Stand: April 2025 – Informationen zu Therapien und Anlaufstellen können sich ändern.)
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