Jede Hilfe ist besser, als wegzuschauen! Drogennotfälle können jeden treffen, egal ob auf Partys, Festivals oder im Alltag. Als Ersthelfer*in kann man in solchen Situationen Leben retten. Keine Angst vor Fehlern – beherztes Eingreifen ist gefragt! Dieser Blogartikel vermittelt Ihnen das notwendige Grundlagenwissen, um in einem Drogennotfall richtig zu handeln.
Häufige Arten von Drogennotfällen
Drogennotfälle können durch verschiedene Substanzen und in unterschiedlichen Situationen auftreten. Oft sind sie auch die Folge von Mischkonsum und Wechselwirkungen verschiedener Drogen. Zu den häufigsten Arten gehören Notfälle in Zusammenhang mit:
Droge | Symptome |
Opiate (z.B. Heroin) | Atemdepression, Bewusstlosigkeit, stecknadelkopfgroße Pupillen |
Kokain | Herzrasen, Bluthochdruck, Angstzustände, Psychosen, Krampfanfälle |
Amphetamine (z.B. Speed, Crystal Meth) | Unruhe, Halluzinationen, Überhitzung, Kreislaufprobleme |
Cannabis | Angstzustände, Panikattacken, Verwirrtheit, Wahrnehmungsstörungen |
LSD | Halluzinationen, Angstzustände, Panikattacken, Psychosen |
GHB/GBL | Schwindel, Übelkeit, Bewusstlosigkeit, Atemlähmung |
Alkohol | Erregungszustände, Bewusstseinsstörungen, Atemstillstand |
Schlaf- und Beruhigungsmittel | Atemdepression, Koma, erhöhte Sturzgefahr |
Neben den oben genannten Symptomen können Drogennotfälle auch von Begleiterscheinungen wie HIV, Hepatitis oder Abszessen begleitet sein. Auch der Entzug von Drogen kann zu Notfällen führen.
Anzeichen und Symptome einer Überdosis
Die Anzeichen einer Überdosis können je nach Substanz variieren. Oft sind die Symptome diffus und es ist wichtig, auf subtile Warnsignale zu achten. Ein guter Freundeskreis, der aufeinander achtet und auf Warnsignale reagiert, kann in solchen Situationen Leben retten.
Hier sind einige allgemeine Warnsignale, auf die geachtet werden sollte:
- Bewusstseinsstörungen: Die Person ist nicht ansprechbar, verwirrt oder desorientiert.
- Atemprobleme: Die Atmung ist flach, langsam, unregelmäßig oder setzt ganz aus.
- Kreislaufprobleme: Blasse oder gräuliche Haut, niedriger Blutdruck, schwacher Puls.
- Neurologische Auffälligkeiten: Krampfanfälle, erweiterte oder verengte Pupillen, Sprachstörungen.
- Überhitzung: Heißer, roter Kopf, Durst, schneller Puls.
- Verändertes Verhalten: Unruhe, Angst, Panik, Aggressionen.
Die richtige Vorgehensweise im Drogennotfall
1. Ruhe bewahren: Auch wenn die Situation beängstigend ist, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und überlegt zu handeln.
2. Sicherheit: Achte auf Deine eigene Sicherheit und die der betroffenen Person. Entferne gegebenenfalls gefährliche Gegenstände wie Spritzen.
3. Notruf: Wähle sofort den Notruf (112) und schildere die Situation so genau wie möglich.
4. Ansprechbarkeit prüfen: Spreche die Person laut an und schüttel sie vorsichtig an der Schulter. Reagiert sie nicht, ist sie bewusstlos.
5. Atmung kontrollieren: Überstrecke den Kopf der Person leicht nach hinten und hebe das Kinn an, um die Atemwege freizumachen. Beobachte für ca. 10 Sekunden, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Kannst Du den Atem hören oder spüren?
6. Erste Hilfe leisten:
- Bewusstlos, aber Atmung vorhanden: Bringe die Person in die stabile Seitenlage. Achte darauf, dass die Atemwege frei bleiben, da Erbrochenes zum Ersticken führen kann.
- Keine oder unregelmäßige Atmung: Beginne sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (30 Herzdruckmassagen, 2 Beatmungen).
- Krampfanfall: Schütze die Person vor Verletzungen, indem Du Gegenstände aus der Umgebung entfernst. Halte die Person nicht fest.
- Überhitzung: Bringe die Person an einen kühlen Ort und gebe ihr Wasser zu trinken.
- Panikattacke: Beruhige die Person und sorge für eine ruhige Umgebung.
- Opioid-Überdosis: Verabreiche Naloxon, wenn verfügbar. Naloxon ist ein Opioid-Gegenmittel, das die Wirkung von Opioiden wie Heroin aufheben kann.
7. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes: Bleibe bei der Person, beobachte ihren Zustand und halte sie warm. Gebe dem Rettungsdienst alle wichtigen Informationen weiter, z.B. welche Drogen konsumiert wurden.
Die Bedeutung des Notrufs
Der Notruf (112) ist im Drogennotfall die wichtigste Maßnahme. Zögere nicht, ihn zu wählen, auch wenn Du unsicher bist, ob es sich wirklich um einen Notfall handelt. Scheue Dich nicht, den Notruf zu wählen, auch wenn illegale Drogen im Spiel sind.
Was Du dem Notarzt mitteilen sollten:
- Wo ist der Notfallort? (genaue Adresse)
- Was ist passiert? (genaue Beschreibung der Situation)
- Wie viele Personen sind betroffen?
- Welche Drogen wurden konsumiert? (falls bekannt)
- Welche Symptome zeigt die Person? (Bewusstseinszustand, Atmung, Puls etc.)
Keine Angst vor rechtlichen Konsequenzen:
- In Deutschland gilt der sogenannte „unterlassene Hilfeleistung“ § 323c StGB. Wer bei einem Notfall nicht hilft, obwohl dies erforderlich und ihm zumutbar wäre, macht sich strafbar.
- Der Notarzt unterliegt der Schweigepflicht. Ihre Angaben werden vertraulich behandelt.
Psychosoziale Aspekte
Ein Drogennotfall ist nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein psychosoziales Ereignis. Die betroffene Person befindet sich in einer Ausnahmesituation und benötigt neben der medizinischen Versorgung auch menschliche Zuwendung und Unterstützung.
Wie Du mit der betroffenen Person umgehen sollten:
- Verständnisvoll und respektvoll: Vermeide Vorwürfe und Schuldzuweisungen.
- Ruhig und beruhigend: Spreche mit ruhiger Stimme und versuche, die Person zu beruhigen.
- Geduldig: Drogeneinfluss kann die Wahrnehmung und das Verhalten der Person beeinflussen. Sei geduldig und verständnisvoll.
- Empathisch: Versuche, sich in die Situation der Person hineinzuversetzen.
Hilfsangebote und Beratungsstellen
Nach einem Drogennotfall ist es wichtig, dass die betroffene Person professionelle Hilfe in Anspruch nimmt. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen und Hilfsangebote für Drogenabhängige und deren Angehörige.
Hier einige Anlaufstellen:
- Suchtberatungsstellen: bieten Beratung, Unterstützung und Therapievermittlung.
- Drogennotdienste: bieten Soforthilfe und Beratung bei Drogennotfällen.
- Selbsthilfegruppen: bieten Unterstützung und Austausch mit anderen Betroffenen.
- Telefonhotlines: bieten anonyme Beratung und Unterstützung.
Wichtige Telefonnummern und Adressen:
- Notruf: 112
- Bundesweite Sucht- und Drogenhotline: 01805 – 313031
- Telefonseelsorge: 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222
- Lokale Drogenberatungsstelle: (Bitte recherchieren die Nummer und Adresse Deiner lokalen Drogenberatungsstelle)
Fazit
Drogennotfälle sind ernstzunehmende Situationen, die schnelles und überlegtes Handeln erfordern. Als Ersthelfer*in kannst Du durch Deine Hilfe Leben retten. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren, den Notruf zu wählen und die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen. Zeige der betroffenen Person Verständnis und unterstütze sie bei der Suche nach professioneller Hilfe.
Informiere Dich über die Anzeichen und Symptome einer Überdosis, die richtige Vorgehensweise im Notfall und wichtige Anlaufstellen. Nur so kannst Du im Ernstfall richtig reagieren und Leben retten. Jeder kann zum Ersthelfer*in werden – sei vorbereitet!
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