Der Miri-Clan Berlin

Der Miri-Clan ist eine der bekanntesten kriminellen Großfamilien in Deutschland. Obwohl der Clan hauptsächlich in Bremen und Nordrhein-Westfalen aktiv ist, ist er auch in Berlin präsent. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte, Aktivitäten und Kontroversen rund um den Miri-Clan in Berlin und analysiert die Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik.

Geschichte des Miri-Clans

Die Wurzeln des Miri-Clans liegen im Libanon. In den 1980er Jahren kamen viele Flüchtlinge aus dem Libanon, darunter auch die Mitglieder der Mardelli-Familie, nach Deutschland. Der Clan gehört zur Volksgruppe der Mhallami, die ursprünglich aus der Türkei stammt. Die Mhallami lebten in der Türkei im Gebiet zwischen Mardin und Midyat und führten dort arabische Namen ohne Nachnamen im europäischen Sinne. Erst im Libanon fügten sie ihren Vornamen einen Clan-Namen hinzu, der meist nach einem männlichen Vorfahren oder einer traditionellen Stellung der Familie gewählt wurde.

In Deutschland ließen sich die Familien hauptsächlich in den Städten Berlin, Bremen und Essen nieder. Laut einem Bericht von Stern TV aus dem Jahr 2011 ist der Miri-Clan seit 1980 in Deutschland. In Bremen werden dem Clan rund 30 Familien mit 3.500 Angehörigen zugerechnet, bundesweit über 8.000.

Aktivitäten des Miri-Clans

Aktivitäten in Bremen

Der Miri-Clan ist vor allem in Bremen aktiv. Dort kontrolliert er große Teile des Drogenhandels, insbesondere den Kokainhandel. Im Jahr 2021 führte die Polizei eine Razzia gegen den Clan durch, die sich auf Dortmund konzentrierte. Der Kopf des Miri-Drogenhandels, Esmat E., war zuvor nach Spanien geflohen, weil er mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde. Er wurde später in der Türkei entdeckt. Die Miri-Bande soll in Dortmund und Werl Zwischenlager für Kokain betrieben haben. Sie sollen die Drogen selbst hergestellt und als angeblich peruanisches und damit teureres Kokain weiterverkauft haben.

Neben dem Drogenhandel ist der Miri-Clan auch in Bremen in Schutzgelderpressung und Menschenhandel verwickelt. Die Bande erpresst Schutzgelder von Gastronomen und dominiert die Szene der Geschäfte, Kioske und Clubs, insbesondere im Viertel und im Bahnhofsviertel. Im Bereich des Menschenhandels spielt die Miri-Bande eine wichtige Rolle in der Prostitution in Dortmund und Bremen. Führende Bandenmitglieder agieren als Zuhälter und bewegen Frauen zwischen verschiedenen Prostitutionsstätten. Der Clan ist am illegalen Menschenhandel mit libanesischen Frauen und Mädchen beteiligt, die zur Prostitution gezwungen werden.

Aktivitäten in Berlin

Auch in Berlin ist der Miri-Clan aktiv, wenn auch nicht so stark wie in Bremen. Den Mitgliedern der Großfamilie werden in Berlin diverse kriminelle Aktivitäten vorgeworfen, darunter Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Waffenhandel. Der Miri-Clan soll auch Verbindungen zur Türsteher- und Rotlichtszene haben.

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Mitglieder des Miri-Clans kriminell sind. Viele Mitglieder der Familie leben ein unauffälliges Leben und distanzieren sich von den kriminellen Aktivitäten. Dennoch stellt der Miri-Clan eine Herausforderung für die Behörden und die Gesellschaft dar.

Kontroversen und Anschuldigungen

Der Miri-Clan ist in den letzten Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Einige der Kontroversen und Anschuldigungen im Zusammenhang mit dem Clan sind:

  • Ehrenmord: Ein Mitglied des Miri-Clans, Heisem Miri, wird verdächtigt, im Jahr 2009 einen Ehrenmord in Schwanewede bei Bremen begangen zu haben. Nach der Tat verschwand er und wurde erst 13 Jahre später in der Türkei verhaftet.
  • Telefonbetrug: Heisem Miri soll von der Türkei aus ein Netzwerk von Telefonbetrügern aufgebaut haben, die Senioren um ihr Erspartes bringen. Der Gesamtschaden durch diese Betrugsmasche beläuft sich in Deutschland seit 2020 auf mindestens 120 Millionen Euro bei 150.000 Betrugsversuchen.
  • Verbindungen zur türkischen Politik: Es gibt Vermutungen über Verbindungen von Clan-Mitgliedern zur türkischen Politik. Clan-Mitglieder suchen immer wieder die Nähe zu Recep Tayyip Erdoğan, wie Fotos belegen.
  • Schwierigkeiten bei der Strafverfolgung: Die Behörden haben Schwierigkeiten, gegen den Miri-Clan vorzugehen, da die Mitglieder oft in der Türkei untertauchen und die Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden schwierig ist. Der ehemalige Beauftragte für Clankriminalität beim Landeskriminalamt Niedersachsen, Thomas Ganz, kritisierte die polizeiliche Zusammenarbeit mit der Türkei scharf.
  • Kritik am Vorgehen der Polizei: Das Vorgehen der Polizei gegen den Miri-Clan wird auch kritisiert. Ein Rechtsanwalt des Clans bezeichnete es als „unredlich“ und monierte, dass „auf der Basis sehr zweifelhafter Zahlen eine Kampagne“ gefahren werde.
  • Diskussion um den Begriff „Clankriminalität“: Der Begriff „Clankriminalität“ ist umstritten. Kritiker bemängeln, dass er zu einer Stigmatisierung ganzer Familien führe. Sie schlagen vor, stattdessen die Begriffe „organisierte Kriminalität“ oder „kriminelle Bande“ zu verwenden.
  • Vorwürfe der Unterwanderung des Rechtssystems: Dem Miri-Clan wird vorgeworfen, das Rechtssystem zu unterwandern. So hatte der Clan einen Spitzel in der Financial Intelligence Unit des Bundesfinanzministeriums, der monatelang vertrauliche Informationen an den Clan weitergab.

Auswirkungen auf die Gesellschaft und Politik

Die Aktivitäten des Miri-Clans haben Auswirkungen auf die Gesellschaft und Politik in Berlin:

  • Verunsicherung der Bevölkerung: Die kriminellen Aktivitäten des Clans verunsichern die Bevölkerung und tragen zu einem Gefühl der Unsicherheit bei. Die Präsenz des Clans in bestimmten Stadtteilen kann zu einem Rückzug der Bevölkerung und einer Verödung des öffentlichen Raums führen.
  • Beeinträchtigung des Rechtsstaats: Der Clan stellt die Gesetze des Staates in Frage und untergräbt die Autorität der Behörden. Dies kann zu einem Vertrauensverlust in den Staat und seine Institutionen führen.
  • Politischer Druck: Die Politik steht unter Druck, gegen die Clankriminalität vorzugehen. Dies kann zu einer Verschärfung der Gesetze und einer verstärkten Überwachung führen, die auch die Rechte unbescholtener Bürger einschränken kann.

Reaktionen der Behörden und der Öffentlichkeit

Die Behörden reagieren auf die Aktivitäten des Miri-Clans mit verschiedenen Maßnahmen:

  • Razzien und Festnahmen: Die Polizei führt regelmäßig Razzien gegen den Clan durch und nimmt Mitglieder fest. Im Jahr 2021 gab es eine großangelegte Razzia gegen den Clan in Nordrhein-Westfalen.
  • Vermögensabschöpfung: Die Behörden versuchen, das Vermögen des Clans zu beschlagnahmen, das aus kriminellen Aktivitäten stammt. Im Jahr 2022 wurden in Berlin bei 160 polizeilichen Kontrollen mehr als 52.000 Euro mutmaßliches Drogengeld, 11.203 unversteuerte Zigaretten, rund 209 Kilogramm Wasserpfeifentabak und 633 Verkaufseinheiten Betäubungsmittel beschlagnahmt. Hinzu kamen 34 Autos, 82 Spielautomaten sowie 47 Waffen beziehungsweise gefährliche Gegenstände.
  • Abschiebungen: Clan-Mitglieder, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, werden abgeschoben. Ibrahim Miri, der Clanchef, wurde im Juli 2019 in den Libanon abgeschoben. Er reiste jedoch illegal wieder nach Deutschland ein und wurde erneut abgeschoben. Dieser Fall führte zu einer Verschärfung der Grenzkontrollen.

Die Öffentlichkeit reagiert auf den Miri-Clan mit einer Mischung aus Besorgnis und Faszination. Die kriminellen Aktivitäten des Clans werden verurteilt, gleichzeitig gibt es aber auch ein Interesse an der „Parallelwelt“ der Clans. In den Medien wird die Clankriminalität oft thematisiert und es gibt eine intensive öffentliche Debatte über die Ursachen und Folgen dieses Phänomens.

Fazit

Der Miri-Clan ist eine kriminelle Großfamilie, die auch in Berlin aktiv ist. Die Aktivitäten des Clans haben negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und Politik. Die Behörden versuchen, mit verschiedenen Maßnahmen gegen den Clan vorzugehen. Die Öffentlichkeit beobachtet die Entwicklungen mit Besorgnis.

Es ist wichtig, eine ganzheitliche Strategie zur Bekämpfung der Clankriminalität zu entwickeln. Diese Strategie sollte neben repressiven Maßnahmen auch präventive Ansätze umfassen, wie z.B. die Förderung von Bildung und Integration. Nur so kann es gelingen, die Clankriminalität nachhaltig einzudämmen und den Rechtsstaat zu stärken.

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