Berlin. Der Konsum von Kokain in der Hauptstadt nimmt zu, und Gesundheitsexperten warnen vor den schwerwiegenden Folgen dieser Sucht. Besonders betroffen sind bestimmte Gruppen.
Der Missbrauch von Kokain in Berlin zeigt besorgniserregende Tendenzen. Eine aktuelle Untersuchung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) belegt, dass immer mehr Menschen aufgrund ihres Kokainkonsums ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Während im Jahr 2019 etwa 5.400 Berlinerinnen und Berliner in Behandlung waren, ist die Zahl im vergangenen Jahr auf rund 7.230 angestiegen. In Deutschland wurden 2023 etwa 65.000 Patienten wegen psychischer Störungen im Zusammenhang mit Kokain behandelt – Berlin belegt damit zusammen mit Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen den dritten Platz.
„Die Auswirkungen der Kokainsucht sind jetzt auch in den Arztpraxen deutlich spürbar“, erklärt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Berlin. Sie macht darauf aufmerksam, dass die tatsächliche Zahl der Betroffenen vermutlich wesentlich höher ist, da nur ein kleiner Teil der Konsumenten medizinische Unterstützung sucht. „Der Anstieg der diagnostizierten Fälle ist alarmierend, aber das volle Ausmaß bleibt oft im Verborgenen.“
Besonders häufig betroffen sind Männer im Alter zwischen 20 und 39 Jahren. Laut der Analyse der Barmer wurden im letzten Jahr 5.520 männliche und 1.710 weibliche Patienten wegen Kokainmissbrauchs behandelt. Davon entfallen allein 3.440 Betroffene auf die Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen.
„Kokain hat einen stimulierenden und anregenden Effekt und wird daher häufig als Leistungsdroge genutzt“, erläutert Leyh. Der Konsum bringe jedoch erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich. „Der Konsum von Kokain steigert das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten, Suizidalität sowie für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.“
In anderen Altersgruppen spiele Kokain eine geringere Rolle. Jüngere Verbraucher hätten oft nicht die finanziellen Mittel für die teure Droge, weshalb Cannabis hier verbreiteter sei. Bei älteren Menschen hingegen stehe der Missbrauch von Alkohol und Medikamenten im Vordergrund.
Leyh hebt die Wichtigkeit frühzeitiger Interventionen hervor: „Es ist entscheidend, Betroffene direkt auf ihre Sucht anzusprechen, da viele oft nicht erkennen, wie stark ihr Konsum ihr Verhalten beeinflusst.“ Für eine erfolgreiche Therapie ist es wichtig, dass die Betroffenen ihre Abhängigkeit selbst wahrnehmen.
Frühzeitige Hilfe ist der Schlüssel, um die Auswirkungen der Sucht auf das Leben der Betroffenen und ihr Umfeld zu verringern. Auch für Angehörige ist Unterstützung von großer Bedeutung. Suchberatungsstellen sind in diesem Zusammenhang die erste Anlaufstelle für Betroffene und deren Familien.
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