Naltrexon ist ein Medikament, das zur Behandlung von Alkohol- und Opioidabhängigkeit eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die euphorischen und sedierenden Effekte von Opioiden und Alkohol blockiert. Naltrexon wurde 1963 entwickelt und 1967 patentiert. Die FDA-Zulassung für die medizinische Anwendung in den USA erfolgte 1984. In diesem Blogbeitrag werden wir die Wirkungsweise von Naltrexon, seine Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen, Darreichungsform und die aktuelle Studienlage genauer betrachten.
Was ist Naltrexon?
Naltrexon ist ein Opioid-Antagonist, der von der Food and Drug Administration (FDA) zur medikamentengestützten Behandlung (MAT) von Opioid- und Alkoholsucht zugelassen ist. Es ist in Tablettenform und als Injektion erhältlich. Die Tablettenform (ReVia, Depade) kann einmal täglich in einer Dosis von 50 mg eingenommen werden. Die injizierbare Form mit verlängerter Wirkstofffreisetzung (Vivitrol) wird einmal im Monat intramuskulär mit 380 mg verabreicht. Naltrexon ist kein Opioid und erzeugt keine opioidähnlichen Effekte oder psychische oder physische Abhängigkeit. Es verhindert auch nicht, dass man beim Trinken von Alkohol oder der Einnahme von Opioiden beeinträchtigt wird.
Wirkungsweise von Naltrexon
Naltrexon wirkt, indem es die Opioidrezeptoren im Gehirn blockiert. Opioidrezeptoren sind an der Entstehung von Euphorie und dem Belohnungseffekt von Opioiden und Alkohol beteiligt. Durch die Blockade dieser Rezeptoren reduziert Naltrexon das Verlangen nach diesen Substanzen und die damit verbundenen angenehmen Gefühle. Genauer gesagt reduziert Naltrexon die Freisetzung von Dopamin im Nucleus accumbens, die durch Alkoholkonsum ausgelöst wird, und unterdrückt so die belohnende Wirkung von Alkohol. Naltrexon wirkt anders als Buprenorphin und Methadon, die Opioidrezeptoren aktivieren, um das Verlangen zu unterdrücken. Es gibt kein Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotenzial bei Naltrexon. Wenn eine Person während der Behandlung mit Naltrexon rückfällig wird und die problematische Substanz konsumiert, reduziert oder blockiert Naltrexon die euphorischen Effekte.
Anwendungsgebiete von Naltrexon
Naltrexon wird hauptsächlich zur Behandlung von Alkohol- und Opioidabhängigkeit eingesetzt. Es kann aber auch bei der Behandlung von anderen Erkrankungen wie Essstörungen, Spielsucht und selbstverletzendem Verhalten eingesetzt werden.
Alkoholsucht: Naltrexon kann helfen, das Verlangen nach Alkohol zu reduzieren und Rückfälle zu verhindern. Es kann auch dazu beitragen, die Menge an Alkohol zu reduzieren, die Personen trinken, die nicht vollständig abstinent leben möchten. Studien deuten darauf hin, dass Naltrexon bei der Reduzierung von starkem Alkoholkonsum und dem Alkoholkonsum im Allgemeinen wirksamer sein kann als bei der Unterstützung der vollständigen Abstinenz. Ein wichtiger Aspekt der Naltrexon-Therapie ist die Schadensminderung. Naltrexon kann dazu beitragen, das Konsumverhalten zu kontrollieren und die negativen Folgen des Alkoholkonsums zu reduzieren.
Opioidabhängigkeit: Naltrexon blockiert die Wirkung von Opioiden und verhindert so den Rausch und die Entwicklung einer körperlichen Abhängigkeit. Es wird in der Regel nach einer Entgiftung eingesetzt, um Patienten zu helfen, opioidfrei zu bleiben. Als experimentelle Behandlung kann Naltrexon auch während eines schnellen Opioidentzugs eingesetzt werden.
Weitere Anwendungsgebiete: Naltrexon wird auch off-label zur Behandlung von Essstörungen wie Bulimie und Binge-Eating eingesetzt. Es kann auch bei der Behandlung von Spielsucht helfen, indem es das Verlangen nach Glücksspiel reduziert. Eine Meta-Analyse ergab, dass Naltrexon die Schwere des Glücksspiels wirksam reduziert. Studien haben gezeigt, dass Naltrexon auch bei der Behandlung von selbstverletzendem Verhalten, insbesondere bei Personen mit Entwicklungsverzögerungen, wirksam sein kann. Darüber hinaus wird eine niedrig dosierte Naltrexon-Therapie (LDN) off-label bei Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Morbus Crohn und Fibromyalgie eingesetzt. Es wird angenommen, dass LDN entzündungshemmende Eigenschaften hat.
Nebenwirkungen von Naltrexon
Wie jedes Medikament kann auch Naltrexon Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Schläfrigkeit
- Bauchschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Nervosität
- Unruhe
- Schlafstörungen
- Hautausschläge
Zu den weniger häufigen Nebenwirkungen gehören:
- Verschwommenes Sehen, schmerzende, brennende oder geschwollene Augen
- Schmerzen in der Brust
- Verwirrtheit
- Beschwerden beim Wasserlassen oder häufiges Wasserlassen
- Juckreiz
- Stimmungsschwankungen oder andere psychische Veränderungen
- Klingeln oder Summen in den Ohren
- Halluzinationen
- Schwellungen im Gesicht, an den Füßen oder Unterschenkeln
- Atembeschwerden
- Gewichtszunahme
- Schwarzer, teeriger Stuhl
- Blut im Urin
- Nasenbluten
- Schneller, pochender oder unregelmäßiger Herzschlag oder Puls
- Stärkere Menstruationsblutungen
- Punktförmige rote Flecken auf der Haut
- Schwellungen
- Schüttelfrost
- Verstopfung
- Husten oder Heiserkeit
- Reizbarkeit
- Sexuelle Probleme bei Männern
- Verstopfte oder laufende Nase
- Blutungen nach dem Stuhlgang
- Bewegungsschwierigkeiten
- Kraftlosigkeit oder Kraftverlust
- Muskelschmerzen, -krämpfe, -schmerzen oder -steifheit
- Geschwollene Gelenke
- Unangenehme Schwellung um den Anus
Naltrexon kann auch Entzugserscheinungen verursachen oder verschlimmern, wenn es zur Behandlung von Opioidabhängigkeit eingesetzt wird. In seltenen Fällen kann Naltrexon schwerwiegendere Nebenwirkungen wie Leberschäden, Depressionen und Suizidgedanken verursachen. Wenn Du während der Einnahme von Naltrexon ungewöhnliche oder besorgniserregende Symptome bemerkst, solltest Du sofort Deinen Arzt kontaktieren.
Naltrexon kann auch mit anderen Medikamenten interagieren, wie z. B. solchen, die Opioide enthalten, Disulfiram, Thioridazin und Buprenorphin. Es ist wichtig, alle Medikamente, die Du einnimmst, mit Deinem Arzt zu besprechen, bevor Du mit der Naltrexon-Therapie beginnst.
Darreichungsformen von Naltrexon
Naltrexon ist in zwei Hauptformen erhältlich:
- Tabletten: Die Tablettenform von Naltrexon (ReVia, Depade) wird in der Regel einmal täglich eingenommen. ReVia und Depade sind Markennamen für Naltrexon in Tablettenform.
- Injektion: Die injizierbare Form mit verlängerter Wirkstofffreisetzung (Vivitrol) wird einmal im Monat intramuskulär verabreicht. Vivitrol ist der Markenname für die injizierbare Form von Naltrexon.
Die Wahl der Darreichungsform hängt von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Patienten ab. Die Injektionsform kann für Patienten vorteilhaft sein, die Schwierigkeiten haben, sich an die tägliche Einnahme von Tabletten zu erinnern. Ein weiterer Vorteil der Injektionsform ist eine stabilere Dosis im Körper, was zu einer verbesserten Therapietreue und einer geringeren Häufigkeit von Nebenwirkungen führen kann.
Naltrexon in der Therapie
Naltrexon wird als Teil eines umfassenden Behandlungsplans verschrieben, der in der Regel auch Beratung und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen umfasst. Studien haben gezeigt, dass Naltrexon in Kombination mit Beratung und Unterstützung möglicherweise besser wirkt. Bei der Behandlung von Opioidabhängigkeit ist es wichtig, dass die Patienten vor Beginn der Naltrexon-Therapie vollständig von Opioiden entgiftet sind. Dies liegt daran, dass Naltrexon bei Patienten, die noch Opioide im Körper haben, Entzugssymptome auslösen kann. Um festzustellen, ob ein Patient opioidfrei ist, kann ein Naloxon-Provokationstest durchgeführt werden. Die Behandlung mit Naltrexon sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die Wirksamkeit zu überwachen und Nebenwirkungen zu behandeln. Es ist wichtig, dass Patienten, die Naltrexon einnehmen, einen Ausweis mit sich führen, der dies bestätigt.
Studienlage zu Naltrexon
Zahlreiche Studien haben die Wirksamkeit von Naltrexon bei der Behandlung von Alkohol- und Opioidabhängigkeit bestätigt. Naltrexon kann das Verlangen nach Alkohol und Opioiden reduzieren, Rückfälle verhindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Aktuelle Studien untersuchen auch die Wirksamkeit von Naltrexon bei der Behandlung anderer Erkrankungen wie Essstörungen, Spielsucht und selbstverletzendem Verhalten. Eine wichtige Erkenntnis aus der Forschung ist, dass die Wirksamkeit von Naltrexon von der Therapietreue des Patienten abhängt.
Häufig gestellte Fragen zu Naltrexon
Ist Naltrexon süchtig machend?
Nein, Naltrexon macht nicht süchtig und verursacht keine körperliche Abhängigkeit. Es blockiert die euphorischen Effekte von Opioiden und Alkohol, erzeugt aber selbst keinen Rauschzustand.
Kann Naltrexon während der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden?
Die Anwendung von Naltrexon während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte sorgfältig mit einem Arzt abgewogen werden. Es gibt Hinweise darauf, dass Naltrexon in geringen Mengen in die Muttermilch übergeht, aber die Auswirkungen auf den Säugling sind noch nicht vollständig geklärt.
Kann Naltrexon zu Gewichtszunahme führen?
Gewichtszunahme ist keine häufige Nebenwirkung von Naltrexon. In einigen Fällen kann Naltrexon sogar zu Gewichtsabnahme führen, da es den Appetit reduzieren kann.
Kann Naltrexon Haarausfall verursachen?
In seltenen Fällen kann Naltrexon Haarausfall verursachen, aber die meisten Menschen berichten über keine Probleme.
Kann Naltrexon Schlaflosigkeit verursachen?
Naltrexon kann bei manchen Menschen Schlafstörungen verursachen, aber es kann auch Schläfrigkeit hervorrufen. Die Einnahmezeit kann die Auswirkungen auf den Schlaf beeinflussen. Wenn Du unter Schlaflosigkeit leidest, solltst Du die Einnahme von Naltrexon am Morgen in Erwägung ziehen.
Kann Naltrexon zusammen mit Antidepressiva oder Antipsychotika eingenommen werden?
In den meisten Fällen kann Naltrexon zusammen mit Antidepressiva eingenommen werden. Bei Antipsychotika ist Vorsicht geboten, da Wechselwirkungen auftreten können. Die Einnahme von Naltrexon mit Thioridazin kann das Risiko von Schläfrigkeit erhöhen. Es ist wichtig, alle Medikamente, die Du einnimmst, mit Deinem Arzt zu besprechen.
Was ist der Unterschied zwischen Naltrexon und Vivitrol/ReVia/Depade?
Vivitrol, ReVia und Depade sind Markennamen für Naltrexon. Vivitrol ist die injizierbare Form mit verlängerter Wirkstofffreisetzung, während ReVia und Depade Tablettenformen sind.
Wie lange dauert es, bis Naltrexon wirkt?
Naltrexon beginnt in der Regel innerhalb einer Stunde nach der Einnahme zu wirken. Die volle Wirkung der Injektionsform kann einige Tage dauern.
Kann Naltrexon zur Schadensminderung eingesetzt werden?
Ja, Naltrexon kann zur Schadensminderung bei Alkohol- und Opioidabhängigkeit eingesetzt werden. Es kann helfen, das Konsumverhalten zu kontrollieren und die negativen Folgen des Substanzkonsums zu reduzieren.
Schlussfolgerung
Naltrexon ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von Alkohol- und Opioidabhängigkeit. Es kann helfen, das Verlangen zu reduzieren, Rückfälle zu verhindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Naltrexon wird als Teil eines umfassenden Behandlungsplans eingesetzt, der auch Beratung und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen umfasst. Die Wirksamkeit von Naltrexon hängt stark von der Therapietreue des Patienten ab. Die injizierbare Form von Naltrexon (Vivitrol) kann die Therapietreue verbessern, da sie nur einmal im Monat verabreicht werden muss. Naltrexon kann auch bei der Behandlung von anderen Erkrankungen wie Essstörungen, Spielsucht und selbstverletzendem Verhalten eingesetzt werden. Wenn Du Fragen zu Naltrexon hast oder glaubst, dass es Dir helfen könnte, solltest Du mit Deinem Arzt sprechen.
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