Der Einfluss von Drogenkonsum auf die Sexualität ist ein komplexes und vielschichtiges Thema. Drogen können sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen auf die sexuelle Gesundheit, das sexuelle Verhalten und die sexuellen Neigungen haben. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieses Themas, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Einfluss von Drogenkonsum auf sexuelle Neigungen
Studien zeigen, dass Drogenkonsum die sexuellen Neigungen auf verschiedene Weise beeinflussen kann. Zum einen können Drogen die Wahrnehmung und das Verhalten in sexuellen Situationen verändern . So kann Alkohol beispielsweise enthemmend wirken und die Risikobereitschaft erhöhen, was zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr führen kann. Stimulierende Substanzen wie Amphetamine oder Ecstasy können hingegen das sexuelle Verlangen steigern und zu intensiveren sexuellen Erlebnissen führen .
Darüber hinaus können Drogen die Beziehungsgestaltung, ein zentrales Thema für Suchtkranke, beeinflussen. Denn Drogenkonsum kann auch positive sexuelle Erfahrungen ermöglichen, die im Rahmen der Suchtbehandlung berücksichtigt werden sollten. Es ist wichtig anzuerkennen, dass Drogenkonsum nicht immer zu negativen sexuellen Erlebnissen führt.
Sexuelle Missbrauchserfahrungen spielen ebenfalls eine Rolle im Zusammenhang mit Drogenkonsum, da sie das Abhängigkeitsrisiko erhöhen können. Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit, bei der Behandlung von Suchtkranken auch mögliche Traumata zu berücksichtigen.
Jugendliche mit einer sexuellen Orientierung als Minderheit (z. B. lesbisch, schwul, bisexuell) konsumieren mit größerer Wahrscheinlichkeit Substanzen als ihre heterosexuellen Altersgenossen. Studien deuten auch darauf hin, dass unter Frauen Bisexuelle im Vergleich zu Lesben oder Heterosexuellen ein erhöhtes Risiko für Drogenkonsum haben. Drogenkonsum kann auch dazu führen, dass Menschen ihre sexuelle Identität in Frage stellen, insbesondere wenn sie in einem Umfeld aufgewachsen sind, das die LGBTQ+-Community nicht akzeptiert oder homophob ist. Drogenkonsum kann als Mittel dienen, um diese Emotionen zu betäuben und die eigene sexuelle Identität zu erforschen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Drogenkonsum:
- sowohl zu einer Zunahme als auch zu einer Abnahme des sexuellen Verlangens führen kann.
- die Risikobereitschaft erhöhen und zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr führen kann.
- langfristige Folgen für die sexuelle Gesundheit haben kann.
- die Beziehungsgestaltung beeinflussen kann.
- positive sexuelle Erfahrungen ermöglichen kann.
- dazu führen kann, dass Menschen ihre sexuelle Identität in Frage stellen.
Arten von Drogen und deren Auswirkungen auf die Sexualität
Verschiedene Drogen haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Sexualität. Im Folgenden werden die Auswirkungen einiger gängiger Drogen auf die Sexualität detaillierter beschrieben:
Alkohol
Alkohol kann in geringen Mengen enthemmend und sexuell stimulierend wirken, in größeren Mengen jedoch zu Erektionsstörungen führen . Langfristiger Alkoholkonsum kann die Libido verringern und zu erektiler Dysfunktion führen.
Cannabis
Cannabis kann die Sinneswahrnehmungen intensivieren und die sexuelle Lust steigern. Studien zeigen jedoch, dass Cannabis auch zu sexueller Dysfunktion führen kann, insbesondere bei Frauen. Langfristiger Cannabiskonsum kann den Testosteronspiegel senken und die Spermienproduktion verringern. Bei Frauen kann er zu Menstruationsstörungen und Störungen des Eisprungs führen.
Amphetamine
Amphetamine können das Durchhaltevermögen beim Sex verlängern und eine stimulierende und aphrodisierende Wirkung haben. Sie können jedoch auch die Risikobereitschaft erhöhen und zu Erektionsschwierigkeiten führen. Langfristiger Konsum von Amphetaminen kann zu verminderter Libido und erektiler Dysfunktion führen.
Ecstasy
Ecstasy kann die Gefühlslage verstärken und enthemmend wirken. Es kann die Bereitschaft zu riskantem Sex erhöhen. Studien zeigen, dass starker Ecstasykonsum zu sexuellen Problemen, wie beispielsweise einer schwindenden Libido, führen kann.
Kokain
Kokain kann das Durchhaltevermögen beim Sex verlängern und wirkt luststeigernd und enthemmend. Es kann jedoch auch zu Selbstüberschätzung und Erektionsschwierigkeiten führen.
GHB/GBL
GHB/GBL wirkt luststeigernd und enthemmend. Bei Überdosierung kann es jedoch zu einem komatösen Zustand führen und missbraucht werden, um andere sexuell gefügig zu machen.
Poppers
Poppers haben eine aphrodisierende und euphorisierende Wirkung. Sie reduzieren die Schmerzempfindlichkeit und können in Kombination mit Viagra lebensgefährlich sein.
Ketamin
Ketamin hat eine schmerzlindernde und narkotisierende Wirkung. Es kann jedoch auch zu verminderter Handlungsfähigkeit, Sprachstörungen und Verlust des Bezugs zur Realität führen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Liste nicht abschließend ist und es noch viele weitere Drogen gibt, die die Sexualität beeinflussen können. Die beschriebenen Auswirkungen können je nach Dosierung, Persönlichkeit und individuellen Erfahrungen variieren.
Kurzfristige Folgen von Drogenkonsum auf die sexuelle Gesundheit
Drogenkonsum kann verschiedene kurzfristige Folgen für die sexuelle Gesundheit haben. Dazu gehören:
- Ungeschützter Geschlechtsverkehr: Viele Drogen, wie z. B. Alkohol und Ecstasy, senken die Hemmschwelle und erhöhen die Risikobereitschaft, was zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr und einem erhöhten Risiko für sexuell übertragbare Infektionen (STIs) führen kann.
- Sexuelle Funktionsstörungen: Einige Drogen können kurzfristig zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Alkohol kann beispielsweise in größeren Mengen zu Erektionsstörungen führen, während Ecstasy den Orgasmus verzögern kann.
- Verminderte Entscheidungsfähigkeit: Drogenkonsum kann die Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigen, was dazu führen kann, dass Menschen sexuelle Handlungen bereuen, die sie unter Drogeneinfluss vollzogen haben.
- Gewalt: Drogenkonsum kann die Hemmschwelle für Gewalthandlungen senken und das Risiko für sexuelle Übergriffe erhöhen.
Zusammenfassend lassen sich die kurzfristigen Folgen von Drogenkonsum auf die sexuelle Gesundheit wie folgt beschreiben:
- Erhöhtes Risiko für STIs durch ungeschützten Geschlechtsverkehr.
- Auftreten von sexuellen Funktionsstörungen.
- Beeinträchtigung der Entscheidungsfähigkeit und erhöhtes Risiko für
Fehlentscheidungen in sexuellen Situationen. - Erhöhtes Risiko für sexuelle Übergriffe.
Langfristige Folgen von Drogenkonsum auf die sexuelle Gesundheit
Langfristiger Drogenkonsum kann schwerwiegende Folgen für die sexuelle Gesundheit haben. Dazu gehören:
- Sexuelle Funktionsstörungen: Chronischer Drogenkonsum kann zu anhaltenden sexuellen Funktionsstörungen führen. Alkoholmissbrauch kann beispielsweise zu Erektionsstörungen und verminderter Libido führen, während langfristiger Cannabiskonsum die Spermienproduktion beeinträchtigen kann.
- Psychische Probleme: Drogenabhängigkeit kann zu psychischen Problemen wie Angststörungen und Depressionen führen, die sich negativ auf die Sexualität auswirken können.
- Hormonelle Veränderungen: Drogenkonsum kann zu hormonellen Veränderungen führen, die die sexuelle Funktion beeinträchtigen können. Beispielsweise kann Cannabiskonsum den Testosteronspiegel senken, während Ecstasy die Ausschüttung von Serotonin beeinflussen kann.
- Soziale Isolation: Drogenabhängigkeit kann zu sozialer Isolation führen, was die Möglichkeiten für sexuelle Kontakte einschränken und
negative Auswirkungen auf das sexuelle Selbstwertgefühl haben kann.
Zusammenfassend lassen sich die langfristigen Folgen von Drogenkonsum auf die sexuelle Gesundheit wie folgt beschreiben:
- Anhaltende sexuelle Funktionsstörungen.
- Psychische Probleme, die die Sexualität negativ beeinflussen.
- Hormonelle Veränderungen mit Auswirkungen auf die sexuelle Funktion.
- Soziale Isolation und eingeschränkte Möglichkeiten für sexuelle Kontakte.
Chemsex
Ein in den letzten Jahren zunehmendes Phänomen, insbesondere in der schwulen Community, ist Chemsex. Chemsex bezeichnet den Konsum von Drogen wie Crystal Meth, Mephedron, GHB/GBL und Ketamin in sexuellen Settings, um den Sex zu verlängern, zu intensivieren und Hemmungen abzubauen. Chemsex birgt jedoch erhebliche Risiken, wie z. B. ein erhöhtes Risiko für STIs, Abhängigkeit und psychische Probleme.
Risiken und Gefahren von Drogenkonsum und sexueller Aktivität
Drogenkonsum in Verbindung mit sexueller Aktivität birgt verschiedene Risiken und Gefahren. Dazu gehören:
- Erhöhtes Risiko für STIs: Drogenkonsum kann die Risikobereitschaft erhöhen und zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr führen, was das Risiko für STIs wie HIV und Hepatitis erhöht. Studien zeigen, dass die Zunahme von ungeschütztem Geschlechtsverkehr und sexuell übertragbaren Krankheiten unter Jugendlichen in Europa mit einem erhöhten Drogenkonsum in Zusammenhang steht.
- Sexuelle Übergriffe: Drogenkonsum kann die Hemmschwelle für Gewalthandlungen senken und das Risiko für sexuelle Übergriffe erhöhen.
- Überdosierung: Die Kombination von Drogen und sexueller Aktivität kann das Risiko einer Überdosierung erhöhen, da die körperliche Anstrengung die Wirkung der Drogen verstärken kann.
- Psychische Probleme: Drogenkonsum kann zu psychischen Problemen wie Angstzuständen und Psychosen führen, die sich negativ auf die sexuelle Erfahrung auswirken können.
- Männliche Rollenbilder: Drogenkonsum kann den Leistungsdruck im Bereich der Sexualität, der durch traditionelle Männerbilder verstärkt wird, erhöhen. Dies kann zu Schamgefühlen und einem negativen Körperbild führen, wenn die sexuelle Leistungsfähigkeit durch den Drogenkonsum beeinträchtigt wird.
Zusammenfassend lassen sich die Risiken und Gefahren von Drogenkonsum und sexueller Aktivität wie folgt beschreiben:
- Erhöhtes Risiko für STIs.
- Erhöhtes Risiko für sexuelle Übergriffe.
- Erhöhtes Risiko für eine Überdosierung.
- Auftreten von psychischen Problemen.
- Verstärkung des Leistungsdrucks durch männliche Rollenbilder.
Hilfsangebote und Beratungsstellen
Es gibt verschiedene Hilfsangebote und Beratungsstellen für Menschen, die Probleme mit Drogenkonsum und Sexualität haben.
In Deutschland bieten unter anderem folgende Stellen Hilfe an:
- SUB Online: Bietet eine Chemsex-Beratung für Menschen, die Chemsex haben oder hatten, sowie für Angehörige und Fachkräfte.
- Drogennotdienst: Bietet Beratung und Hilfe bei Drogenproblemen, auch in Notfällen.
- Schwulenberatung Berlin: Bietet Beratung zu Chemsex und sonstigem Substanzgebrauch, sowie Selbsthilfegruppen und ambulante Therapie.
- DRK: Bietet Suchtberatung und Drogenberatung, sowie ambulante Entwöhnungstherapie und Vermittlung in Selbsthilfegruppen.
- Caritas: Bietet Suchtberatung und Online-Beratung, sowie Vermittlung in Selbsthilfegruppen.
In Österreich gibt es unter anderem folgende Anlaufstellen:
- Chemsex.at: Bietet Informationen und Beratung zum Thema Chemsex, sowie ein Netzwerk von Fachorganisationen und -personen.
- Aids Hilfe Wien: Bietet Beratung und Begleitung für Menschen in biopsychosozialen Krisen, sowie Informationen zu sexueller Gesundheit.
- COURAGE: Beratungsstelle für LGBTIQ+ Personen und ihre Angehörigen, bietet Beratung zu Sexualität, Beziehungen und Gewalt.
- checkit!: Infostelle und Beratungsstelle zum Thema Freizeitdrogen, bietet Drug Checking und Beratung zu Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken.
In der Schweiz können sich Betroffene an folgende Stellen wenden:
- AHSGA: Fachstelle für Aids- und Sexualfragen, bietet Informationen und Beratung zu HIV-/STI-Prävention und sexueller Gesundheit.
- BAG: Bundesamt für Gesundheit, bietet Informationen zu Suchtberatung und -therapie, sowie Online-Beratung und ein Suchthilfeverzeichnis.
- Sucht Schweiz: Bietet Informationen und Hilfe bei Suchtproblemen, sowie ein Verzeichnis von Suchthilfeangeboten in der Schweiz.
- VJPS: Fachstelle Suchtberatung, bietet Beratung bei Problemen mit Alkohol, Drogen, Nikotin, Medikamenten, digitalen Medien und Glücksspiel.
- Aids-Hilfe Schweiz: Bietet Beratung zu verschiedenen Themen im Bereich der sexuellen Gesundheit, darunter auch Drogenkonsum.
Schlussfolgerung
Drogenkonsum kann einen erheblichen Einfluss auf die sexuellen Neigungen und die sexuelle Gesundheit haben. Sowohl kurzfristig als auch langfristig können Drogen das sexuelle Verlangen, die sexuelle Funktion und das sexuelle Verhalten beeinflussen. Die Auswirkungen von Drogen auf die Sexualität sind jedoch individuell unterschiedlich und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. der Art der Droge, der Dosierung, der Persönlichkeit und den bisherigen sexuellen Erfahrungen.
Es ist wichtig, sich der Risiken und Gefahren bewusst zu sein, die mit Drogenkonsum im Zusammenhang mit sexueller Aktivität verbunden sind. Dazu gehören ein erhöhtes Risiko für STIs, sexuelle Übergriffe und Überdosierungen. Drogenkonsum kann auch psychische Probleme verstärken und den Leistungsdruck im Bereich der Sexualität erhöhen.
Menschen, die Probleme mit Drogenkonsum und Sexualität haben, sollten sich professionelle Hilfe suchen. Es gibt verschiedene Beratungsstellen und Hilfsangebote, die Unterstützung und Beratung anbieten.
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