Hallo Berlin, als an den Rest der Welt. 1 Monat und 11 Tage clean. Und tatsächlich kann ich in den Statistiken viele Besucher aus den USA, der Schweiz, Österreich und anderen europäischen sowie ausländischen Ländern sehen. Vermutlich haben einige von Euch schon gedacht, gestern kein Tagebuch-Eintrag, ist er rückfällig geworden? Nein, gestern war ein langer und aufregender Tag für mich und zusätzlich hat mich die Grippe erwischt. Auch heute bin ich nicht wirklich fit, musste aber schon einiges erledigen & kann am Tag des 1 Monatigen Bestehens der Webseite ja nicht ohne Artikel verbleiben 🙂
Seltsamerweise konnte ich die Nacht mal ein paar Stunden durch schlafen & auch im Laufe des Tages lag ich schon 3 mal für 1-2 Stunden (bin aber auch seit 5 Uhr wach) entspannt schlafend auf dem Sofa. Ohne üblichen Zappelphillip, den ich sonst noch vom Entzug habe, sobald ich mich schlafen legen will. Da scheint der Virus stärker zu sein als der Affe 😀 Generell bemerke ich, ohne es verherrlichen zu wollen, krank sein ist ja schon ein wenig wie breit oder dicht sein. Aber fange ich beim Abend vom 18ten noch einmal im Anschluss zum letzten Artikel mit mit den wichtigsten Ereignissen an.
Ich hatte es mir gerade auf dem Sofa gemütlich gemacht, als mich eine Freundin über WhatsApp kontaktierte. Sie kam gerade von einem Auftritt ihrer Tochter in Berlin zurück und benötigte noch wichtige Dinge für das Abendessen. Sie fragt ob ich zufällig noch einkaufen gehe und ihr etwas mitbringen könne. Hatte ich aber eigentlich nicht vor, und Kohle dazu auch nicht. Aber da ich ja gerade Aufgaben im Alltag liege & verhindere Langeweile aufkommen zu lassen, bot ich an, kurz bei ihr vorbei zu schauen, Geld und Einkaufszettel abzuholen um ihr dann die nötigen Zutaten zu besorgen. Für diese Freundin mache ich es zudem gerne, denn auch sie ist jetzt eine Weile seit dem bestehen dieser Webseite clean & ebenfalls für mich da wenn ich sie brauche.
Und als ich dann von ihr Richtung Kaufland wackel, bekomme ich einen Anruf von einem eigentlich gedachten guten Freund Er hat immer wieder Rückfälle, kennt meine Arbeit hier und wir haben (da er auch immer clean bleiben wollte & die Krankheit derzeit einfach noch stärker ist) sonst klare Vereinbarungen gehabt. Bevor wir uns treffen ein kurzes Telefonat mit der ersten Frage „Bist Du clean?“ und wenn einer von beiden mit Nein antwortet, legen wir wieder auf und versuchen es ein anderes Mal. Denn sonst landen wir beide wieder im Konsum. Aber schon beim letzten Telefonat beim letzten Termin meiner Dienstagsgruppe oder wo er mich Nachts um 4 gesehen hatte (weil ich da gerade aus einem fremden Bett zurück nach Hause gewandert bin) konnte er sich nicht wirklich daran halten, bot mir sogar an, das er genug Stoff zu Hause habe und ich vorbei kommen kann. Aber an diesem Abend hatte er wirklich völlig übertrieben.
Er rief mich an und wollte von mir wissen, wo genau denn gerade noch Stoff zu bekommen ist und eine Adresse von mir. Er kennt meine derzeitige Arbeitsaufgabe und weiß, das ich in meinem Viertel fast über jeden Dealer alles weiß, auch ohne das die überhaupt wissen wer ich bin. Ich hatte mir ja geschworen, hier etwas zu verändern & das mache ich erfolgreich. Das sorgt allerdings auch dafür, das es eben an den üblichen Stellen kaum noch Stoff gibt , Wohnungen observiert werden (die wissen allerdings durch ihre eigenen Kontakte bei der Polizei immer schon davon Bescheid) und einige sogar ihren Verkauf vorübergehend eingestellt oder verlagert haben. Aber es gibt sie noch, die Dealer mit den großen Mengen und dem richtigen Stoff. Ich werde den Handel natürlich nicht völlig aufhalten können, das ist mir klar, mir geht es ja hauptsächlich um die Systeme die hier integriert werden, die normale Konsumenten und ehemalige Abhängige aus Krankheitsgründen in Prostitution, den Läufer-Handel und andere illegale Geschäfte wie Bunker oder Einbrüche treiben. Die nur noch 3 Jahre Lebenszeit pro Konsument rechnen & in dieser Zeit so viel Umsatz wie möglich aus ihnen pressen wollen. Ohne Rücksicht auf Verluste, am liebsten mit vorläufigen Drogen-Geschenken. Jedenfalls sagte ich ihm, das er die und die Kontaktdaten nicht haben kann, da dort generell gerade observiert wird & er da nicht mit seinem Sohn (den er in dem Moment bei sich hatte) auftauchen sollte. Ich hatte aber auch noch nicht vor, einem Freund eine neue Quelle und einem Dealer damit einen neuen Kunden zu verschaffen.
Das interessierte ihn aber nicht, das wäre ihm alles egal und ich soll nur sagen wo er jetzt was bekommt. Das tat ich nicht und er legte ziemlich genervt auf. Ich konnte es mir dann nicht nehmen, ihm eine WhatsApp Nachricht zu schicken. Darin vermittelte ich ihm, das er sich so eine Frage nüchtern niemals bei mir getraut hätte und er doch verstehen soll, das ich ihn nur schützen wolle. Darauf hin wurde er ziemlich ruppig, badete ein wenig in Selbstmitleid und antwortete:
„Er würde eben wieder in der Scheiße schwimmen, hätte Probleme und würde Filme schieben. Er wäre eben zu naiv und dumm. Zieh durch“
Darauf antwortete ich dann: „Das ich auf jeden Fall durchZIEHEN würde, weil ich gerade wieder bemerke, wie Sch*** das Zeug eigentlich ist, und wie sehr es Menschen verändert.“
Dann kam nur noch zurück, ja er wäre halt durch und hätte auch keinen Bock meine Antwort zu lesen, alles egal, wirklich keinen Bock und ich solle das respektieren und gut ist. Von mir bekam er dann auch nur noch einen Daumen und innerlich seinen letzten Strike. Denn solchen Menschen kann ich nicht helfen, Freund hin oder her. Bei ihm hängt eigentlich so viel am Konsum wie Kind und Co, wenn man da nach zig Entgiftungen und Therapie immer noch nicht weiß wie man sich eigentlich verhalten sollte, dann ist man immer noch nicht genug auf die Fresse gefallen. Und dieses wirklich auf die Fresse fallen, das braucht wohl jeder Abhängige letztendlich, um den gewissen Klick Moment zu finden. Bei mir war es ja nicht anders und ich musste erst halbtot auf dem Fußboden liegen und wieder alle Fehler begehen, die man im Konsum so machen kann.
Im Grunde war das Thema damit abgeschlossen, aber natürlich hat mich dann die Wut über sein Verhalten wieder etwas in den Suchtdruck getrieben. Doch ich kenne ja mittlerweile meine Mittel und Wege, um das schneller hinter mich zu bringen, aber ohne Konsum oder Rückfall eben.
Am anderen Morgen (19.1) stand dann auch schon ein Plan für die Tagesstruktur auf dem Plan. Um Neun Uhr mit einer Freundin treffen, um gemeinsam mit ihrem Hund nach Brandenburg an der Havel zu fahren. Vorher aber noch ein spontanes Hilfegespräch mit einer Leserin per Videocall. Dann aber schnell los zu meiner Freundin um mit ihr nach Brandenburg zu fahren. Sie hatte dort ein Hundetraining & ich schon seit langem ein innerliches Bauchgefühl, das ich dort noch einmal hin muss. Denn vor vielen Jahren bin ich dort geboren. Ich hatte dort auch noch einen kleinen Familienteil Väterlicherseits. Allerdings hatte sich mein Vater ebenfalls durch Konsum in frühen Jahren das Leben genommen & die Brüder und seine Mutter nicht wirklich Interesse an mir und meinem Leben. Zumindest haben sie nie nach mir gesucht, sich nach mir erkundigt und ich es nach einem Versuch mit 18 und einem Besuch dort wieder aufgegeben (weil eben das Interesse auf der anderen Seite fehlte). Aber trotzdem war es mein Geburtsort und sie vielleicht doch zufällig zu sehen hatte einen großen Reiz auf mich. Aber grundsätzlich einfach noch mal da sein und alte Kindheitserinnerungen aufkommen lassen.
Das Hundetrainig mit anderen Hunden, die schnell abgelenkt oder gereizt auf andere Hunde reagieren war echt interessant. Es war zudem wenn auch etwas kalt, sonniges Wetter und direkt in einem Park an der Havel. Und abgesehen von den Plattenbauten um Brandenburg herum, ist es eine wunderschöne Stadt, so wunderschön wie ich eben 😛
Danach sind wir dann noch zum Gelände des Asklepios Klinik gefahren um dort 2 Mitarbeiter zu besuchen und das Gelände zu erkunden. Mal abgesehen davon, das direkt daneben die JVA Brandenburg vorhanden ist und ich ja schon 2 Einladungen von Ihnen habe um mich freiwillig einbuchten zu lassen, war es ein entspannter Spaziergang. Ich hab sogar vor ihrem Gelände abgestrullert, weil kein öffentliches WC vorhanden war 🙂 Ist evtl. auch auf Kamera falls man mich dort optisch vermisst und einfach mal kurz sehen möchte.
Zwischendurch durften wir uns von den eigentlich oberflächlich belachten Fähigkeiten von Mc Donalds Mitarbeitern überzeugen und uns fragen, warum bei solchen Preisen und Matchgerichten (früher wären solche Speisekarten genau wie bei Burger King in Deutschland strafbar wegen irreführen des Kunden gewesen) EIGENTLICH noch kein wirklicher Wettbewerber (also eine Kette, nicht die Dönerläden, aber selbst die machen preiswertere, frischere & bessere Burger) hervor geschossen ist, der mal vernünftige Burger macht und meine ersten Niesattaken fingen an. (hey Moment, hat da ein Mitarbeiter bei Mc Donalds auf meinen Wrap gerotzt, weil es mir nicht schnell genug ging?)
Ich wurde ziemlich schnell mit den ersten Grippesymtomen konfrontiert. Unterwegs nickte ich dann immer wieder wegen Übermüdung ein (ich war auch da schon seit 4 Uhr wach und hatte min. 2 Stunden mit einer Leserin die einen Rückfall hatte, über Videotelefonie mit ein paar Ratschlägen verbracht) und erinnerte mich an meine harte Polamidon Zeit. Da kannte mich die Freundin und Autofahrerin auch schon und ich stritt diese Art Sekundenschlaf immer ab. Ich erwähnte kurz, das es diesmal aber wirklich nur wegen Übermüdung war, was sie mir mittlerweile aber zum Glück auch glaubte. Denn dieser Kontakt ist mir sehr wichtig, denn ohne ihn wäre ich heute vermutlich nicht da, wo ich jetzt stehe und hätte den Opiatentzug niemals begonnen. Denn sie hatte mich früher vergeblich & so oft versucht davon zu überzeugen, was denn eigentlich echte Emotionen und Gefühle sind, das ich mir dachte, ok.. wenn Du jetzt eh, Alkohol, Lyrika, Benzos und anderen Mist entziehen musst, probiere das gleich mit. Das es dann 13 Wochen Entgiftung, 8 Monate Therapie und weiteres benötigt, und der Entzug nun nach 22 Monaten immer noch nicht ganz vorbei ist, hätte ich da nie gedacht. Na ja, und die ganzen anderen Substanzen wurden ja alle wieder zum Rückfall und treiben die Zeit dann auch wieder etwas nach hinten.
Irgendwann kommen wir dann wieder in Berlin an und ich werde direkt bei der nächsten Freundin abgesetzt. Meine Fahrerin meinte noch, ich solle doch ein bissel kürzer treten wenn ich krank bin & nicht nur an andere, sondern auch an mich denken, aber ich konnte ihr nicht alle Gründe dazu erzählen, weil meine Suchtthemen und meine derzeitige Arbeit drum herum zu negative / belastende Themen für sie sind (verständlich, da wir in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen / Welten leben).
Denn bei dieser Freundin kam eine weitere hinzu, die ich diesmal zu Selbsthilfegruppe am Sonntag begleiten wollte. Ich war froh das diese Frau endlich wieder den Mut gesammelt hatte, etwas in ihrem Leben zu verändern und einen erneuten Angriff zu starten. Ihre kleine Tochter wurde bei der Freundin derweil gut versorgt und bespielt, während wir uns dann weiter und auf zu dieser AA Selbsthilfegruppe machten.
Dort angekommen gab es dann zwar den ersten emotionalen Dämpfer, weil ich vor Beginn der Gruppe EIGENTLICH beim Aufbau helfen sollte und dies wegen der Fahrt nach Brandenburg zeitlich nicht geschafft hatte, aber dieser Dämpfer wurde dann am Ende nochmal entkräftigt. Ich muss lernen, das einige Menschen eben ihre eigenen Arten der Kommunikation haben, und nicht alles so meinen, wie ich es auf die erste Emotion wahrnehme. Ich lerne zudem gerade ja noch viele Emotionen neu kennen. Meine Grippe wurde dann auch spürbar schlechter und die Frau nahm mich noch mit zu ihr nach Hause, überreicht mir ein Inhaliergerät und pflanzliche Mittelchen zum gesund werden.
Denn alles andere kann ich nicht mehr nehmen, da ich aus vielen Dingen aus der Apotheke wiederum wunderbare Drogen zaubern kann. Und ich darf mich einfach keinem Risiko mehr aussetzen. Nicht mal ein olles Nasenspray mit Epinephrin, keine Husten-stiller mit DMX oder Allergietabletten oder Durchfalltabletten mit Bitter Lemon (ja, denn meist sind diese scheinbar harmlosen Mittel eingeschlossene Opiate, die man mit Getränken wie Bitter Lemon oder Chinin aufschließen kann). Und noch viele andere Zauberrezepte, die ich besser nicht alle aufführe 😉
Zu Hause angekommen habe ich dann vieles davon ausprobiert und bin ziemlich früh ins Bett. Ja und war dann so fix und fertig, das ich wirklich mal ein paar Stunden durch schlafen konnte und erholt aufwachen konnte. Dann wieder Video Telefonie mit einer Leserin & ein paar Lebensmittel einkaufen. In der Stadt dann doch eine lustige Situation die sich clean auch nicht jeder traut. Eine Freundin (ja ich weiß, irgendwie hab ich nur weibliche Freunde) kam von der anderen Seite der Innenstadt auf mich zu und wir beide hatten Kopfhörer auf. Und wie abgesprochen fingen wir beide an zu tanzen und mit leichten Schritten auf uns zu zulaufen 😀
Was die Menschen um uns herum dazu gedacht hatten wir uns beiden völlig egal und wir begrüßten uns kurz, um dann jeder seiner Wege weiter zu gehen. Zu Hause abgekommen wieder ein Anruf einer Freundin & somit direkt wieder in die Stadt, um sie etwas auf ihren Wegen bei Bank und Co zu begleiten. Ich verstehe übrigens immer noch nicht, warum die Dame in der Sparkasse mir keinen Kaffee mit Karamell bringen wollte. Gibt es denn für Banken noch irgendeinen Vorteil gegenüber Walltes und Kryptowährungen? 😀
Zu Hause angekommen dann kurz ein Nickerchen auf dem Sofa und dann 45 Minuten zum neuen Hausarzt laufen, um mir einen Krankenschein für den letzten Freitag zu holen. Denn da hatte ich EIGENTLICH einen Gerichtstermin als Zeuge (obwohl ich das Opfer war) Jemand hatte mich 1 Tag vor Therapie versucht mit dem Messe abzustechen und ich sollte nun aussagen. Das ist jetzt aber auch fast 2 Jahre her. Und psychisch habe ich mich dazu überhaupt nicht in der Lage gefühlt. Zudem sollte man mit 2 Ladungen zum Strafantritt nicht unbedingt in ein gut gesichertes Gerichtsgebäude gehen.
Beim Arzt angekommen dann ein kleiner Rückschritt. Ich hatte ja mittlerweile Grippe und ohne Maske keine Behandlung usw. Oh Mann, ich konnte es natürlich verstehen, aber wieder 45 Minuten erfolglos zurück & Morgen wiederkommen? Ne, ich war dann einfach so frech und hatte im Nachbarhaus nachgefragt, bis ich eine Maske hatte und direkt wieder in die Praxis konnte 🙂 Und dann bekam ich auch meinen wichtigen Krankenschein und konnte erfolgreich wieder nach Hause. Noch wichtige Telefonate für die Zukunft erledigt und wieder ab aufs Sofa, denn diese Art von Virus lässt mich anscheinend teilweise gut / gesund fühlen & dann ganz schnell wieder richtig krank. Ja und dann wäre ich am liebsten weiter liegen geblieben, hab mich dann aber für Euch und diesen Artikel entschieden. Wie gesagt, gerade heute nach 1 Monat bestehen der Webseite, musste einfach ein neuer Eintrag her 🙂 Ich danke Dir für Deine Zeit auf dieser Seite und hoffe, Dir oder Deinen Angehörigen hilft es wie vielen meiner Leser weiter.
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