Der Al-Zein-Clan ist eine der bekanntesten und einflussreichsten arabischstämmigen Großfamilien in Deutschland. Die Familie, deren Mitgliederzahl auf bis zu 15.000 geschätzt wird ist vor allem in Berlin und im Ruhrgebiet aktiv. Der Clan steht seit Jahren im Fokus der Öffentlichkeit und der Strafverfolgungsbehörden, da ihm diverse kriminelle Aktivitäten vorgeworfen werden und er sich durch ein aggressives Auftreten gegenüber Polizei- und Ordnungsbehörden auszeichnet. Ich habe meine ersten Kontakte schon mit 14 (im Ruhrgebiet) gehabt und mich damals noch gewundert, wie sich die Nachnamen plötzlich von Al-Haib auf Al-Zein änderten.
Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte, Struktur und Aktivitäten des Al-Zein-Clans, geht auf die Kontroversen und die Kritik ein und gibt einen Überblick über die Reaktionen der Politik und der Gesellschaft.
Geschichte des Al-Zein-Clans
Die Wurzeln des Al-Zein-Clans liegen im Libanon. Wie viele andere Clans auch, stammen die Al-Zeins von den Mhallamiye Kurden ab, die aus Teilen der Türkei, Syriens und des Libanons stammen. Während des libanesischen Bürgerkriegs (1975-1990) migrierten viele Mhallamiye nach Westeuropa, darunter auch die Familie Al-Zein.
Als einer der ersten Angehörigen des Clans kam Mahmoud Al-Zein, genannt „El Presidente“, 1982 mit seiner Frau nach Deutschland. Er gilt als das Oberhaupt des Clans und als einer der mächtigsten Kriminellen in Deutschland. Mahmoud Al-Zein hat einen Bruder namens Youssef Elzein, der siebenmaliger Bodybuilding-Champion des Libanon war. Sein Neffe Muhammed „Hamudi“ Ali Al-Zein ist ein vielversprechender Schwergewichtsboxer aus Düsseldorf. Ein weiterer Neffe, Mohamed Hassan Al-Zein, sieht Mahmoud als Vorbild und bezeichnet ihn als Legende.
Seine wahre Identität ist jedoch umstritten. Es gibt unterschiedliche Angaben zu seinem Geburtsort, seinem Geburtsdatum und seiner Staatsangehörigkeit. Versuche, ihn in die Türkei abzuschieben, scheiterten, da die Türkei ihm 2002 die Staatsbürgerschaft entzog. Im Jahr 2021 reiste er schließlich freiwillig in die Türkei aus, klagte jedoch 2024 gegen ein Wiedereinreiseverbot und darf voraussichtlich im Sommer 2025 nach Berlin zurückkehren. Im März 2008 wurde Mahmoud Al-Zein wegen Drogenhandels zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Kontroversen und Kritik
Der Al-Zein-Clan ist immer wieder in die Schlagzeilen geraten, nicht nur wegen seiner kriminellen Aktivitäten, sondern auch wegen seines Auftretens und seiner Einstellung gegenüber dem Staat und der Gesellschaft. Die Behörden und die Öffentlichkeit kritisieren die kriminellen Aktivitäten der Familie.
Kritisiert wird unter anderem:
- Die Missachtung von Gesetzen und Regeln
- Die Gewaltbereitschaft und Aggressivität gegenüber Polizei und Behörden
- Die Abschottung gegenüber der Gesellschaft und die Paralleljustiz
- Der Bezug von Sozialleistungen trotz krimineller Aktivitäten
- Die meisten Angehörigen gelten offiziell als arbeitslos und beziehen Sozialleistungen.
Ein besonders kontroverser Punkt ist der Widerspruch zwischen dem Bezug von Sozialleistungen durch Clanmitglieder und ihrer mutmaßlichen Beteiligung an lukrativen kriminellen Aktivitäten. Dies verstärkt die öffentliche Kritik und wirft Fragen nach der effektiven Kontrolle und Verteilung von Sozialleistungen auf.
Ein Beispiel für die Missachtung von Gesetzen und die Gewaltbereitschaft ist der Angriff eines Clanmitglieds auf einen Reporter im Berliner Gerichtsgebäude. Der Reporter wurde von Fadi Al-Zein geschlagen, nachdem ein Klageverfahren des Clans zu Ende gegangen war.
Aktivitäten des Al-Zein-Clans
Dem Al-Zein-Clan wird eine Vielzahl von kriminellen Aktivitäten vorgeworfen. Die Hauptbereiche ihrer Aktivitäten sind Drogenhandel und Eigentumsdelikte. Darüber hinaus werden ihnen weitere Straftaten zur Last gelegt:
Criminal Activity | Description | Examples |
Drogenhandel | Handel mit illegalen Drogen | Mahmoud Al-Zein wurde 2008 wegen Drogenhandels verurteilt. |
Waffenhandel | Handel mit illegalen Waffen | |
Raubüberfälle | Gewaltsame Wegnahme von Wertgegenständen | Raubüberfall auf das KaDeWe in Berlin (2014) |
Körperverletzung | Fadi Al-Zein griff einen Reporter im Gerichtsgebäude an. | |
Erpressung | ||
Betrug | ||
Geldwäsche | Verschleierung illegaler Gelder | |
Entführung | ||
Mord | Mord an Nidal Remmo in Berlin-Neukölln (2018) |
Die Clanmitglieder sollen auch in der Berliner Rotlichtszene aktiv sein. Ein spektakulärer Fall war der Raubüberfall auf das Berliner Kaufhaus KaDeWe im Jahr 2014. Dabei erbeuteten die Täter Schmuck und Juwelen im Wert von mehreren Millionen Euro. Zudem wird dem Clan der Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum in Berlin im Jahr 2017 zugeschrieben. Der Wert der Münze wird auf 3,75 Millionen Euro geschätzt.
Struktur des Clans
Der Al-Zein-Clan ist eine hierarchisch organisierte Großfamilie. An der Spitze steht Mahmoud Al-Zein, der als Patriarch und Oberhaupt fungiert. Ihm unterstehen weitere Familienmitglieder, die verschiedene Aufgaben und Positionen innerhalb des Clans innehaben. Die Familienstruktur spielt eine wichtige Rolle bei der Organisation und Durchführung krimineller Aktivitäten.
Neben Deutschland hat der Clan Mitglieder in ganz Europa und dem Nahen Osten, zum Beispiel in Schweden, Dänemark, den Niederlanden und der Türkei. Zudem gibt es Mitglieder in den USA. Der Al-Zein-Clan ist mit dem Miri-Clan verbündet.
Durch die starke interne Kohäsion und die Abschottung nach außen ist es für die Strafverfolgungsbehörden oft schwierig, an Informationen über die Clanstrukturen und -aktivitäten zu gelangen. Die Kommunikation innerhalb des Clans erfolgt oft konspirativ und auf Arabisch. Zudem werden verschlüsselte Chatdienste genutzt und Zeugen bedroht.
Reaktionen der Politik und der Gesellschaft
Die Politik und die Gesellschaft reagieren zunehmend besorgt auf die Aktivitäten der Clans. Die Clankriminalität wird als Gefahr für die innere Sicherheit und den Rechtsstaat wahrgenommen. Berlin gilt als Hauptstadt der kriminellen Familienclans. Mindestens 13 sicherheitsrelevante Großfamilien stehen dort unter Beobachtung der Behörden.
Der Begriff „Clankriminalität“ ist erst in den letzten Jahren in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen und wird oft reißerisch verwendet. Die Behörden haben verschiedene Maßnahmen ergriffen, um gegen die Clans vorzugehen, darunter:
- Verstärkte Polizeipräsenz in Clan-Hochburgen
- Razzien und Beschlagnahmungen von Vermögen
- Aussteigerprogramme für Clanmitglieder
- Verschärfung der Gesetze zur Bekämpfung der Clankriminalität
Es gibt jedoch auch Kritik an den Maßnahmen der Behörden. Einige Experten bemängeln, dass die Polizei und die Justiz nicht ausreichend ausgestattet sind, um effektiv gegen die Clans vorzugehen. Andere kritisieren, dass die Maßnahmen zu pauschal und diskriminierend seien und die Integration der Clanmitglieder erschwerten.
Die Bekämpfung der Clankriminalität stellt die Behörden vor diverse Herausforderungen. Dazu gehören die hierarchische Struktur der Clans, die interne Kohäsion, die Anwendung von Einschüchterungstaktiken und die Ausnutzung von Gesetzeslücken. Ein weiteres Problem ist die Schwierigkeit, Clanmitglieder abzuschieben. Drei von vier Clanmitgliedern haben die deutsche Staatsbürgerschaft, viele sind mit deutschen Staatsbürgern verheiratet oder haben deutsche Kinder.
Ein Beispiel für die Schwierigkeiten bei der Abschiebung ist der Fall von Khalil El-Zein. Er wurde im Frühjahr 2024 in den Libanon abgeschoben, kehrte aber mit Hilfe eines Schleusers über Syrien und die Türkei illegal nach Berlin zurück. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bezeichnete ihn als „Mehrfach- und Intensivtäter“ und betonte, dass alle strafrechtlichen Sanktionsmaßnahmen ausgeschöpft werden müssten.
Der ehemalige Innenminister Sebastian Fiedler (Stand Juni 2019) gab zu bedenken, dass das Clanproblem nicht in fünf Jahren gelöst sein werde. Auch GdP-Chef Oliver Malchow betonte die Schwierigkeiten bei der Zerschlagung der Clanstrukturen und Geschäftsmodelle.
Fazit
Der Al-Zein-Clan ist ein komplexes Phänomen, das die deutsche Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt. Die Bekämpfung der Clankriminalität erfordert ein konsequentes Vorgehen der Behörden, aber auch eine differenzierte Betrachtung der Problematik. Es ist wichtig, zwischen kriminellen und nicht-kriminellen Clanmitgliedern zu unterscheiden und die Integration derjenigen zu fördern, die sich von der Kriminalität abwenden wollen. Gleichzeitig muss der Staat seine Gesetze und Regeln durchsetzen und die Sicherheit der Bürger gewährleisten.
Ungeklärt bleibt die Frage nach den langfristigen Folgen, die die Clankriminalität für die deutsche Gesellschaft haben kann. Mögliche Auswirkungen sind die Erosion des Vertrauens in staatliche Institutionen, steigende Kriminalitätsraten und die weitere Marginalisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, ist ein langfristiger und ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der neben repressiven Maßnahmen auch präventive Strategien und die Förderung von Integration und Bildung umfasst.
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