Drogen und Psyche: Ein Teufelskreis

Drogenkonsum und psychische Störungen sind oft eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Drogen können psychische Störungen auslösen oder verschlimmern, während psychische Probleme Menschen anfälliger für Drogenmissbrauch machen können. Dieser Blog-Beitrag beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Drogen und psychischen Störungen, erklärt die Ursachen und Auswirkungen, zeigt Behandlungsmöglichkeiten auf und gibt Einblicke in persönliche Geschichten von Betroffenen.  

Arten von psychischen Störungen

Psychische Störungen sind vielfältig und reichen von affektiven Störungen wie Depressionen und bipolaren Störungen über Angststörungen und Psychosen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen. Sie können die Stimmung, das Denken, das Verhalten und die Wahrnehmung der eigenen Person und der Umwelt beeinflussen.  

Affektive Störungen:

  • Depressionen: gekennzeichnet durch anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und Verlust von Interesse oder Freude an Aktivitäten.  
  • Bipolare Störungen: zeichnen sich durch extreme Stimmungsschwankungen zwischen Manie (übermäßige Euphorie und Energie) und Depression aus.  

Angststörungen:

  • Generalisierte Angststörung: ein Zustand anhaltender Angst und Sorgen, die sich auf verschiedene Lebensbereiche beziehen.  
  • Panikstörung: gekennzeichnet durch plötzliche und intensive Angstattacken (Panikattacken).  
  • Phobien: starke und irrationale Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen.  

Psychotische Störungen:

  • Schizophrenie: eine schwere psychische Erkrankung mit Symptomen wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Denkstörungen und emotionaler Verflachung.  

Persönlichkeitsstörungen:

  • Borderline-Persönlichkeitsstörung: instabile Beziehungen, starke Stimmungsschwankungen, Impulsivität und ein gestörtes Selbstbild.  
  • Narzisstische Persönlichkeitsstörung: überhöhtes Selbstwertgefühl, Bedürfnis nach Bewunderung und mangelnde Empathie.  

Arten von Drogen und Konsumformen

Drogen lassen sich in legale und illegale Drogen unterteilen. Zu den legalen Drogen gehören Alkohol, Nikotin und in einigen Ländern auch Cannabis. Illegale Drogen umfassen eine Vielzahl von Substanzen, die je nach Wirkstoff und Konsumform unterschiedliche Effekte und Risiken haben.  

Beispiele für illegale Drogen:

  • Cannabis: die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland, wird meist geraucht (Marihuana, Haschisch), kann aber auch gegessen werden.  
  • Amphetamine: stimulierende Drogen wie Speed oder Crystal Meth, werden geschluckt, geschnupft oder gespritzt.  
  • Kokain: ein starkes Stimulans, das geschnupft, geraucht (Crack) oder gespritzt wird.  
  • Heroin: ein Opioid, das meist gespritzt, aber auch geraucht oder geschnupft wird.  
  • Ecstasy: eine Partydroge in Tablettenform, die geschluckt wird.  
  • LSD: ein Halluzinogen, das meist in Form von kleinen Papierstückchen (Trips) konsumiert wird.  

Auswirkungen von Drogen auf die psychische Gesundheit

Drogenkonsum kann schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Drogen wirken auf den Neurotransmitterhaushalt im Gehirn ein und können so die Stimmung, das Denken und das Verhalten beeinflussen. Mögliche Folgen sind:  

  • Angst- und Panikattacken: Drogen wie Cannabis können Angstzustände auslösen oder verstärken. So kann Cannabis zwar entspannend wirken, aber auch zu Panik, Angstzuständen, Paranoia und paranoiden Wahnvorstellungen führen.  
  • Depressionen: Langfristiger Drogenkonsum kann zu Depressionen führen. Kokain beispielsweise führt zu einem schlagartig aufputschenden Effekt, kann aber auch in depressive Verstimmungen umschlagen.  
  • Persönlichkeitsveränderungen: Drogen können die Persönlichkeit verändern und zu Aggressivität, Antriebslosigkeit oder sozialem Rückzug führen. Bei chronischem Cannabiskonsum kann es zu Interesselosigkeit und Antriebslosigkeit kommen. Kokain- oder Amphetaminkonsum kann zu Aggressivität, Angst, Panik oder Depressionen führen.  
  • Psychosen: Substanzen wie Cannabis, Ecstasy oder LSD können psychoseähnliche Zustände mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen auslösen. Übermäßiger Ecstasy-Konsum kann zu Gedächtnis- und Angststörungen sowie Psychosen führen.  
  • Suizidgedanken: Drogenmissbrauch erhöht das Risiko für Suizidgedanken und -handlungen.  

Langzeitfolgen:

Besonders problematisch ist der Drogenkonsum im Jugendalter, da das Gehirn in dieser Entwicklungsphase besonders empfindlich ist. Drogenkonsum in der Jugend kann zu bleibenden psychischen Schäden, wie Depressionen und irreversiblen Psychosen, führen. Frühzeitige Prävention und Intervention sind daher von großer Bedeutung.  

Ursachen von psychischen Störungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum

Die Ursachen für psychische Störungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum sind komplex und multifaktoriell. Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen können und sich gegenseitig beeinflussen:  

  • Psychische Faktoren: Menschen mit psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen greifen möglicherweise zu Drogen, um ihre Symptome zu lindern (Selbstmedikation). Dies kann zwar kurzfristig Erleichterung verschaffen, verschlimmert aber langfristig die psychischen Probleme und führt zu Abhängigkeit.  
  • Genetische Veranlagung: Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung die Entstehung von Suchterkrankungen begünstigen kann. Studien zeigen beispielsweise einen Zusammenhang zwischen bestimmten Genen und dem Risiko für Depressionen und Angststörungen bei Cannabiskonsum.  
  • Biologische Faktoren: Drogen verändern die Hirnstruktur und -funktion, was zu Abhängigkeit und psychischen Störungen führen kann. Durch die Drogenwirkung kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Dopamin, was das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert und zu einem starken Konsumverlangen führt.  
  • Soziale Faktoren: Soziale Einflüsse wie Gruppenzwang, familiäre Probleme oder soziale Isolation können den Drogenkonsum fördern. Auch negative Kindheitserfahrungen (ACEs), wie sexueller Missbrauch, können das Risiko für Drogenmissbrauch und psychische Störungen im Erwachsenenalter erhöhen.  

Behandlung von psychischen Störungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum

Die Behandlung von psychischen Störungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum ist eine Herausforderung. Sie erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die Sucht als auch die psychische Erkrankung berücksichtigt. Mögliche Behandlungsoptionen sind:  

  • Entgiftung: Entzug der Droge unter medizinischer Aufsicht, um Entzugssymptome zu minimieren.  
  • Psychotherapie: z.B. kognitive Verhaltenstherapie, um ungünstige Verhaltensmuster zu ändern, die psychische Gesundheit zu stabilisieren und Rückfälle zu vermeiden.  
  • Medikamente: z.B. Antidepressiva oder Antipsychotika, um die Symptome der psychischen Störung zu behandeln.  
  • Selbsthilfegruppen: bieten Unterstützung und Austausch mit anderen Betroffenen.  

Behandlung von drogeninduzierten Psychosen:

Drogeninduzierte Psychosen erfordern eine besondere Behandlung, da sie sowohl die akute Psychose als auch die zugrunde liegende Sucht behandeln muss. Die Diagnose ist oft schwierig, da es sich auch um eine durch Drogen ausgelöste Phase einer bereits bestehenden Psychose handeln kann. Behandlungsansätze umfassen:  

  • Konsumstopp: der erste und wichtigste Schritt ist der sofortige Stopp des Drogenkonsums.
  • Reduzierung der Reizüberflutung: eine ruhige und reizarme Umgebung kann helfen, die psychotischen Symptome zu lindern.
  • Antipsychotika: Medikamente können eingesetzt werden, um Halluzinationen und Wahnvorstellungen zu reduzieren.

Prävention von psychischen Störungen im Zusammenhang mit Drogenkonsum

Prävention spielt eine wichtige Rolle, um Drogenmissbrauch und die Entstehung von psychischen Störungen zu verhindern. Drogenprävention verfolgt verschiedene Ziele:  

  • Verhinderung des Drogenkonsums: insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
  • Aufschieben des Drogenkonsums: je später der Einstieg in den Drogenkonsum, desto geringer das Risiko für langfristige Schäden.
  • Verhinderung von regelmäßigem Konsum: experimenteller Drogenkonsum soll nicht zu einer Gewohnheit werden.
  • Unterstützung beim Ausstieg: Hilfe für Menschen, die ihren Drogenkonsum beenden wollen.
  • Schadensminimierung: Reduzierung der negativen Folgen des Drogenkonsums bei Menschen, die weiterhin Drogen konsumieren.
  • Soziale Integration: Förderung der sozialen Wiedereingliederung von Menschen mit Drogenproblemen.

Herausforderungen der Drogenprävention:

Die Drogenprävention steht vor verschiedenen Herausforderungen:  

  • Begrenzte Forschung: es gibt noch viele Wissenslücken in der Drogenpräventionsforschung, insbesondere in Bezug auf die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen.
  • Kulturelle Unterschiede: Präventionsstrategien müssen an die jeweiligen kulturellen Gegebenheiten angepasst werden.
  • Messung der Wirksamkeit: es ist schwierig, die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen zu messen.

Wichtige Präventionsmaßnahmen:

Trotz der Herausforderungen gibt es eine Reihe von wirksamen Präventionsmaßnahmen:  

  • Frühzeitige Intervention: Identifizierung von Risikofaktoren und frühzeitige Unterstützung von gefährdeten Personen.
  • Bildung und Aufklärung: über die Risiken des Drogenkonsums und die Förderung von gesunden Verhaltensweisen.
  • Stärkung der Elternkompetenz: Eltern müssen in der Lage sein, ihre Kinder über Drogen aufzuklären und ihnen Grenzen zu setzen.
  • Gemeinschaftsprogramme: Schaffung von unterstützenden Angeboten wie Selbsthilfegruppen und Beratungsdiensten.

Statistiken und Daten

Drogenmissbrauch und psychische Störungen sind ein weit verbreitetes Problem mit erheblichen individuellen und gesellschaftlichen Folgen. Hier sind einige Statistiken und Daten:

LandJahrArt der StatistikWertQuelle
Deutschland2022Stationäre Behandlungen wegen Drogenmissbrauchs17.200
Deutschland2021Problematischer Konsum von Cannabis und illegalen Drogen1,3 Millionen
Bayern2014Stationäre Behandlungen wegen psychischer Störungen durch Drogen68.862
Schweiz2022Alkoholabhängige250.000 (geschätzt)
Schweiz2022Betroffene von suchtartigem Glücksspiel> 4% der Bevölkerung
Schweiz2017Kosten von Sucht7,9 Milliarden Franken

In der Schweiz ist der Konsum psychoaktiver Substanzen weit verbreitet. Acht von zehn Personen trinken Alkohol, jede vierte Person raucht und über 200.000 Personen im erwerbsfähigen Alter haben im letzten Monat mindestens einmal Cannabis konsumiert. Die Kosten von Sucht in der Schweiz belaufen sich auf 7,9 Milliarden Franken, die hauptsächlich durch Ausgaben im Gesundheitswesen, Produktivitätsverluste und Kriminalität entstehen.  

Persönliche Geschichten und Angehörige

Persönliche Geschichten von Menschen, die mit Drogenmissbrauch und psychischen Störungen kämpfen, verdeutlichen die Komplexität und die individuellen Folgen dieses Problems:

  • Gabor Maté: In seinem Buch „Im Reich der hungrigen Geister“ verwebt Maté persönliche Geschichten von Suchtkranken mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Debatten. Er zeigt, wie Sucht mit frühkindlichen Traumata und ungelösten emotionalen Bedürfnissen zusammenhängen kann.  
  • Lucia: leidet unter Angstzuständen nach sexuellem Missbrauch und entwickelte eine Abhängigkeit von Benzodiazepinen. Ihre Geschichte zeigt, wie Drogenmissbrauch als Bewältigungsmechanismus für traumatische Erlebnisse dienen kann.  
  • Corinna: verwendet Alkohol, um den Schmerz von Missbrauch zu lindern, und entwickelte eine Alkoholabhängigkeit. Auch hier wird deutlich, wie Drogenmissbrauch mit Trauma und ungesunden Bewältigungsstrategien zusammenhängt.  
  • Beth Hart: die Musikerin kämpfte jahrelang mit Drogen- und Alkoholsucht und einer bipolaren Störung. Ihre Geschichte zeigt, wie Sucht und psychische Erkrankungen sich gegenseitig beeinflussen können.  

Angehörige und Drogenmissbrauch:

Angehörige von Menschen mit Drogenproblemen und psychischen Störungen sind oft stark belastet. Sie erleben möglicherweise eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen wie Angst, Wut, Hilflosigkeit, Schuldgefühle und Trauer. Angehörige müssen lernen, mit der Erkrankung umzugehen, Grenzen zu setzen und für sich selbst zu sorgen.  

Schlussfolgerung und Ausblick

Drogenkonsum und psychische Störungen sind ein Teufelskreis, der schwerwiegende Folgen für die Betroffenen und die Gesellschaft haben kann. Die Ursachen sind vielfältig und die Auswirkungen reichen von Angstzuständen und Depressionen bis hin zu Psychosen und Suizidgedanken. Prävention, frühzeitige Intervention und eine umfassende Behandlung, die sowohl die Sucht als auch die psychische Erkrankung berücksichtigt, sind entscheidend, um diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Die Drogenprävention steht vor der Herausforderung, die komplexen Ursachen des Drogenkonsums zu adressieren und wirksame Strategien zu entwickeln, die an die jeweiligen kulturellen und sozialen Gegebenheiten angepasst sind. Zukünftige Forschung muss die Wissenslücken in der Drogenpräventionsforschung schließen und die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen evaluieren.

Es ist wichtig, dass jeder Einzelne über die Risiken des Drogenkonsums und die Anzeichen von psychischen Störungen informiert ist. Nur so können wir frühzeitig eingreifen, Betroffene unterstützen und dazu beitragen, dass Menschen mit Drogenproblemen und psychischen Erkrankungen ein gesundes und erfülltes Leben führen können.

Was können Sie tun?

  • Informiere Dich über Drogen und psychische Gesundheit.
  • Spreche mit Freunden und Familie über dieses Thema.
  • Suche Unterstützung, wenn Du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der Hilfe benötigt.
  • Engagiere Dich für Präventionsprogramme in Deiner Gemeinde.

Gemeinsam können wir dazu beitragen, den Teufelskreis von Drogen und psychischen Störungen zu durchbrechen.

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